Wintergarten Glossar
Fachwissen zum Thema Wintergarten
Allgemeines
Geschichte des Wintergartens
Es begann bereits in der Antike um 400 vor Christus wo das Bauen mit der Sonne bereits von Sokrates
erwähnt wurde. Die Häuser sollten laut Sokrates so gebaut werden, dass es im Sommer kühl und im
Winter angenehm warm sei. Im Süden hoch damit die Wintersonne ihre Wirkung entfalten kann, im
Norden niedrig damit die kalten Windströmungen abgewendet werden und nicht voll eindringen .Man
sieht, dass bereits zu dieser Zeit die Nutzung der passiven Sonnenenergie in die Architektur Einzug
gehalten hat.
Auch zur Zeit der römischen Kaiser vor knapp 2000 Jahren belegen Schriftstücke die Anwendung von
durchscheinendem Glimmstein um sich die Sonnenwärme bei der Aufzucht von Pflanzen zunutze zu
machen. Doch bis zum Wintergarten den wir heute kennen, war es noch ein weiter Weg. Beschleunigt
wurde die Entwicklung des Wintergartens zur Zeit des Kolonialismus, da durch die Kontakte mit den
tropischen Gebieten eine immer größer werdende Vielfalt von Pflanzen und Früchten nach
Mitteleuropa gelangten. Um auch in unseren Breiten diese empfindlichen Pflanzen und Früchte
anbauen und vor allem überwintern zu können, wurden etwa im 16. Jhdt die ersten Grünhäuser
gebaut. Diese bestanden großteils aus Holz und Glas und wurden bereits mit Öfen beheizt.
Ein weiterer Schritt waren die Orangerien die sich besonders an den Fürstenhöfen besonderer
Beliebtheit erfreuten. Mitte des 17. Jhdts fiel die durchschnittliche Jahrestemperatur um 1 Grad
Celsius. Es gab sehr strenge Winter und mehrere Gletschervorstöße, daher wurden beheizbare
Gewächshäuser dringend notwendig. 1688 erfand der Holländer Lucas de Nehon das Gießen größerer
Glastafeln - das war der Durchbruch für voll in Glas ausgeführte Treibhäuser - das Erste dieser Art
stand in Nürnberg (1714).
Mit dem Bau des Kristallpalastes zur Eröffnung der Weltausstellung im Londoner Hydepark im Mai
1851 setzten die Engländer Claudius Loudon und Joseph Paxton jene Maßstäbe in der Glasarchitektur
(zierliche Eisenkonstruktionen kombiniert mit Sperrholzbögen und Glas), die bis zum Beginn des 19.
Jhdts ihre Gültigkeit behielten.
Mit solchen architektonischen Meisterwerken standen plötzlich nicht nur die Pflanzen im Mittelpunkt
sondern man entdeckte auch für den Menschen einen zusätzlichen Lebensraum. Es war die Blütezeit
des "Grünen Salons". Die früheren Wintergärten dienten so wie heute bereits als Erweiterung des
Wohnraumes im Anschluss an eine Bibliothek, ein Billardzimmer oder ein Esszimmer. Der
Wintergarten galt als Ort der Begegnung, als Ort exotischer Pflanzen und zur Überwindung des
Klimas. Es wurden auch damals schon Glastempel gebaut, die mit Restaurantbetrieben gekoppelt
waren.
Nach diesem Höhenflug des Wintergartens kam Mitte des 19. Jhdts der totale Niedergang der
Gewächshaus- und Wintergartenarchitektur. Das Interesse am individuellen Anbau von Pflanzen und
exotischen Früchten ging verloren. Industrielle Gärtnereien belieferten die Städter billigst mit
Frischgemüse - auch die Brennstoffrationierungen beider Weltkriege leisteten Ihren Beitrag dazu. Erst
mit der Energiekrise der 70er Jahre gab es eine Wiederbelebung des Wintergartengedankens. Nun
standen aber neben der Ästhetik die wirtschaftlichen Aspekte des Energiesparens, nämlich die
Nutzung der passiven Sonnenenergie und die Umweltreinhaltung im Vordergrund - es entstand eine
neue Form des Wohnens.
Aber nicht der Energiespargedanke ist der Grund, warum heute Wintergärten so beliebt sind, sondern
wir Menschen sind es. Wir sehnen uns danach, ganzjährig inmitten der Natur zu leben, uns der
Sonnenwärme, dem Licht und dem Duft der Pflanzen hinzugeben. Wir wollen abschalten, der Hektik
unserer Zeit entfliehen, einfach die Seele baumeln lassen - wir wollen unser eigenes, kleines Paradies
zu Hause haben.
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